Am vergangenen Blutfreitag durfte ich zum ersten Mal mit der Blutreitergruppe Schlier und stellvertretend für unserer ganze Seelsorgeeinheit als Pfarrer mitreiten. In der Vergangenheit gab es für mich gute oder weniger gute Gründe, warum man diesen Festtag in Oberschwaben eher von außen und als Fußvolk mitfeierte. War doch auch eine gewisse Skepsis vorhanden und vor allem auch eine gehörige Portion Respekt. Aber in diesem Jahr sollte es anders sein und dem Gruppenführer Eugen Erath war ich dankbar, dass er mich unter seine Fittiche nahm, er mir das geduldigste und liebste Pferd mit Namen Lotte organisierte und ich durch deren Besitzerin Christine Assfalk aus Obersulgen meisterhaft auf den Ritt vorbereitet wurde.
Und dann war es Blutfreitag und ich durfte mit den Ministrantinnen und Ministranten aus Schlier und Unterankenreute und den Blutreiterkameraden vom Quartier in Albisreute im Morgengrauen durch das Lauratal nach Weingarten reiten. Wenig später dann zog der Blutreiter mit dem kostbaren Blut segnend an uns vorbei und allein das war ein großartiger und erhebender Moment an dem sich alles nur richtig anfühlte! Alles Weitere folgte dann wie die Mechanik in einem Uhrwerk: Man saß auf, fädelte sich in die große Prozessionskette ein, die Musik spielte auf und man hörte von vorne und von hinten Trommelschläge und den „Rossbollenmarsch“. Die Brüder Markus und Christian Miller nahmen mich fürsorglich in ihre Mitte und von da an war alles unbeschreiblich! Einen so schönen Tag, der nicht in Worte zu fassen ist, habe ich in meinem Leben selten erlebt und ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es so sein kann! Man konnte in Weingarten viele bekannte Gesichter sehen, in viele strahlende und berührende Augen blicken und ich war einfach nur dankbar, dass ich diesen Tag so miterleben durfte und eben auch betend einen kleinen Teil beigetragen habe und den Segen wieder zurück in unserer Seelsorgeeinheit bringen durfte.
Auch das ist ein Dienst, für den wir allen beteiligten Blutreitern aus Bodnegg, Grünkraut und Schlier dankbar sein dürfen! Und natürlich auch den Musikvereinen und allen, ohne deren Hilfe im Hintergrund es keinen Blutfreitag geben würde! Diesen Dienst spürt man, wenn man am Ende dann wieder aus dem Sattel steigt, aber es ist ein gutes und einmal mehr auch ein richtiges Gefühl. Und aus diesem Gefühl heraus habe ich den Blutreitern aus Schlier zugesagt, dass ich im nächsten Jahr gerne wieder auf Lotte und mit den Kameraden aus Schlier und gerne auch wieder mit dem Gruppenführer Eugen Erath an der Spitze mitreiten würde. Die Blutreiter aus Bodnegg und Grünkraut mögen mir diese schnelle Entscheidung bitte nicht verübeln, sondern verstehen, dass auch diese Entscheidung aus der Unbeschreiblichkeit und der Schönheit des Blutfreitags erwachsen ist.
Pfarrer Florian Störzer