Wenn ich „Fronleichnam“ höre und an das Fest denke, dann geht mein Herz auf. Mir kommen die vielen Erinnerungen an die Feste, die ich in den verschiedenen Gemeinden an unterschiedlichen Orten in den letzten fünf Jahrzehnten erlebt und mitgefeiert habe. Diese Erinnerungen gehen zurück in meine Kindheit, an diese Feiern in meiner Heimat, bei denen alle auf den Beinen waren und in festlicher Kleidung dabei, die Kinder und Jugend, die Vereine mit ihren Fahnen und die Gruppen, die Familien und Alleinstehenden, Alt und Jung, Groß und Klein. Alles war herausgeputzt, die Straßen geschmückt und beflaggt. An den Altären, es waren in der Regel immer vier, lagen wunderbare Blumenteppiche, die von vielen Helferinnen und Helfern in den frühen Morgenstunden mit ganz viel Liebe gelegt waren, Motive, die an das Fest erinnerten, an Glaubenswahrheiten, um Zeugnis zu geben, oder auf aktuelle Themen anspielten. Manche Wege waren auch mit Gras und Blumen belegt, auf denen der Pfarrer mit dem Allerheiligsten in der wunderbaren Monstranz unter dem „Himmel“ ging. Christus unter uns dabei, gegenwärtig im Brot, im Mahl der Liebe, im Zeichen seiner Lebenshingabe. Dieser Anblick hat mir oftmals Gänsehaut bereitet und mich zu Tränen gerührt. Die Musikkapelle spielte froh auf und gab der Prozession den festlichen Rahmen und zugleich den Laufschritt vor. In diese Bewegung war man beherzt hineingenommen, vereint mit allen, die dabei waren. Ja, mehr noch, mit allen auf der Welt, die an diesem Tag, zehn Tage nach Pfingsten, am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag, sich ebenso auf den Weg machten, auf die Straßen gingen, um zu zeigen, wer unser Weg ist, uns Leben gibt, uns stärkt, wem wir vertrauen können und was unsere Hoffnung, unser Leben ist. Wir unterbrechen quasi den Alltag, um dafür auf die Straße zu gehen, weil es uns so wichtig ist, zu zeigen, was wir im Gottesdienst jeden Sonntag feiern, glauben und bekennen.
In diesem Jahr, alles eine Erinnerung! Eine Erinnerung?
Ja, wohl schon! Weil die Situation es nicht erlaubt, so auf die Straße gehen zu können, wie wir es uns wünschten und wie wir es gewohnt sind. Aber dennoch werden wir uns erinnern, an die Lebenshingabe Jesu in den Gottesdiensten, die wir in unseren Gemeinden an Fronleichnam feiern. Die Prozessionen fallen aus, aber das Fest nicht! Am Ende des Gottesdienstes wird Herr Pfarrer Jast mit der Monstranz den Segen in den Kirchen geben. Den feierlichen Rahmen werden wir schmerzlich vermissen, aber das eigentliche, die Mitte des Festes bleibt, – Gott sei Dank! – Gottes liebende Nähe, seine Hingabe für uns, seine rettende Tat, seine heilsame Nähe, sein Weggeleit durch die Zeit, sein Segen für uns.
Das wollen wir auch nach außen hin dankbar zeigen, indem wir die Fahnen an diesem Tag aufziehen zum Zeichen der Verbundenheit untereinander und mit diesem Fest.
Von Herzen wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Fronleichnamsfest, die spürbare Nähe der Liebe Gottes und sein Geleit und grüße Sie, auch im Namen von Herrn Pfarrer Jast.
Pfarrer Edgar Briemle, Administrator