„Bodnegg fehlen Gemeinderäume!“ Dieser Satz tauchte schon vor meinem Dienstantritt in vielfältiger Weise auf. Im Vergleich zu den Kirchengemeinden ringsum hat nämlich die örtliche Kirchengemeinde in der Tat kein Gemeindehaus oder Pfarrheim, das den verschiedenen Gruppen und Gruppierungen – innerhalb und außerhalb der Kirche – ein Dach über dem Kopf bietet. Bislang war vieles durch guten Willen, private Räume, Ausweichquartiere oder den alten Kindergarten, der seinem Prädikat „alt“ alle Ehre macht, irgendwie möglich. Befriedigend war es nie.
In der jüngsten Sitzung des Kirchengemeinderates Bodnegg vom 19. Juli 2022 wurde dieses Projekt nun von mehreren Seiten angegangen. Nach einem längeren internen wie externen Prozess steht für die Kirchengemeinde fest, dass das Kaplaneihaus im Zentrum unseres Dorfes auch das künftige Gemeindehaus werden soll. Der Charme dieses Gebäudes mit dem alten Baumbestand sehen wir als Verpflichtung an, ein Stück „altes Bodnegg“ in die Zukunft hinein zu tragen und kommenden Generationen zu übergeben. Ein kleiner Anbau eines größeren Versammlungssaales auf der bisherigen Grünfläche zwischen Kaplaneihaus und öffentlichem Parkplatz soll den Erfordernissen und Bedürfnissen gerecht werden. Nicht zuletzt ist unser Vorhaben ein Statement für den Kern unseres Dorfes und seiner Lebendigkeit: Das Dorfgemeinschaftshaus steht in direkter Nachbarschaft zusammen mit dem Kindergarten St. Martinus und die Pfarrkirche ist ebenfalls in unmittelbarer Nähe.
Vor diesen Überlegungen standen auch Erwägungen, dass man den alten Kindergarten am Waldrand doch leicht zu einem Gemeindehaus mit großzügiger Fläche umbauen könnte, doch so leicht ist es nicht. In Zeiten von sinkenden Kirchengemeindemitgliedern und damit auch verbunden mit sinkenden Kirchensteuerzahlern müssen wir erkennen, dass nicht nur die Sonne am Himmel scheint, sondern auch Wolken heraufziehen. Das Stichwort lautet „Konsolidierung“. Der alte Kindergarten übersteigt unsere finanziellen und reellen Möglichkeiten. Ein Gebäude mit gut 700 qm können wir schwerlich mit Leben füllen. Insofern fiel mit der Zusage für das Kaplaneihaus auch die schwere Entscheidung zur Trennung vom alten Kindergarten. Seien Sie gewiss, dass niemand aus dem Kirchengemeinderat diese Entscheidung leichtfertig getroffen hat! Auch wissen wir um die Verbundenheit vieler Bodnegger mit diesem Gebäude. Als Kirchengemeinde sind wir aber keine Immobilienagentur und wir müssen heute versuchen die richtigen Schritte in das Morgen zu setzen. Da die Gemeinde Bodnegg ein gewisses Interesse am alten Kindergarten hatte, wurde nun ein Verkaufsangebot beschlossen, welches eben der Refinanzierung des Kaplaneihauses dient. Sämtliche Zukunftspläne von Seiten der Kommune, die den alten Kindergarten im Amselweg einem sozialen Zweck zuführen, unterstützen wir als Kirchengemeinde uneingeschränkt.
Nicht wenige Stimmen erreichen die Kirchengemeinde, die auf fehlende Kindergartenplätze verweisen. Viele guten Ratschläge kommen ebenso auf die Kirchengemeinde zu, die meinen, dass man mir nichts dir nichts den alten Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft reaktivieren, und so eine zweite Dependance eröffnen könne. Wer die Problematik kennt, der weiß, dass ein Dach über dem Kopf das geringste Problem ist. Das eigentliche Problem stellt sich mit Blick auf fehlende Erzieherinnen und Erzieher, die man eben nicht so leicht aus dem Hut zaubern kann. Der bestehende Kindergarten St. Martinus mit seinen vier Gruppen (!) bildet dabei schon eine Ausnahmesituation, denn rein rechtlich würden unserer Gemeinde von Seiten der Diözese nur zwei Gruppen (!) als kirchlicher Träger zustehen. Insofern erfüllen wir unser „Soll“ bereits mit 200 %. Für ein Mehr an „kirchlichen“ Kindergartenplätzen sind uns – so bedauerlich das für viele Familien unserer Kommune klingt – rechtlich die Hände gebunden. Allerdings mag der Verkauf des alten Kindergartens ja zu einer Dynamik führen, um akuten und kommenden Bedürfnissen unserer Kommune bestmöglich und ebenso zukunftsweisend zu begegnen.
Für die Kirchengemeinde Bodnegg
Pfarrer Florian Störzer