Liebe Gemeinde,
Verantwortungs- und Entscheidungsträger*innen haben es derzeit nicht ganz einfach. Eine große Vielfalt von Vorgaben müssen beachtet, abgewogen und zu einem Ergebnis geführt werden, das seine Anwendung im Alltag hat. Aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, Meinungen, Vorgaben von Ämtern, Behörden und Dienststellen wird ein möglichst „Corona-ansteckungsfreier-Lebensraum“ gezimmert. Da entsteht ein Lebenshaus, das um das Virus herum gebaut wird und alles andere als wohnlich ist und nicht der Normalität gleicht, die wir gewohnt waren und sind, eine Alternative mit vielen Abstrichen und Einschränkungen. Sie können sich sicherlich auch vorstellen wie schwer es ist, allen dabei gerecht zu werden. Wissenschaft und Meinungen prallen aufeinander und bringen Entscheidungsträger in eine große Zerreißprobe. Ganz gleich wie entschieden wird, es gibt Befürworter und Gegner, Unzufriedene und Kritiker.

Auch wir als Pastoralteam und Gemeindeleitungen tun uns unsäglich schwer, zum Wohl und zum Schutz der Menschen Entscheidungen zu treffen. Wir sind alle sehr bemüht und besorgt und treffen nach langem Abwägen unsere Entscheidungen. Manche Entscheidungen werden uns aber auch abgenommen durch die amtlichen Vorgaben und Verbote. Worte wie “hätte“, „könnte“, „würde“ und „sollte“ sind immer wieder auch zu hören, was wir auch in den persönlichen Einzelanliegen und persönlichen Verständnissen verstehen können. Bei jeder neuen Entscheidungsfindung versuchen wir auch all das zu berücksichtigen, was nicht immer gelingt.

Wir sind so dankbar dafür, dass alle Mitverantwortlichen in unseren Gemeinden zu guten Entscheidungen und gangbaren Wegen gekommen sind und mit Klarheit Möglichkeiten geschaffen haben, Gottesdienste zu feiern. Sicherlich entsprechen diese Formen nicht unserem theologischen Verständnis, aber sie sind die einzige momentane Alternative, welche gegen die „Corona-Virus-Existenz“ unser Feiern ermöglicht.

Unser ganzes Leben baut sich um dieses Virus herum. Manchmal vielleicht mit einem zu überaus vorsichtigem Sicherheitsabstand, manchmal auch sehr gefährlich nahe. Die Grenzen sind unsichtbar und darum auch schwer auszumachen. Den richtigen Abstand kann man leider erst im Nachhinein ausmachen, wenn keine Ansteckung erfolgte oder eben doch eine.

Vorgaben, Verordnungen, Abwägungen der Möglichkeiten und örtliche Gegebenheiten fordern einen ständig heraus und zwingen zu Entscheidungen, die abgewogen so ausfallen, dass der Schutz des Lebens und die Machbarkeit in einem tragbaren Verhältnis zueinander stehen und auch umsetzbar sind.

Dieses Virus verändert unser Gemeindeleben derzeit gehörig und all unser Feiern. Wir bauen um dieses Virus quasi herum und darum bleibt es immer im Mittelpunkt all unseres derzeitigen Handelns und ist somit auch immer im Weg. Das Mögliche können wir tun, aber es wird vielfach anders sein, als das Gewohnte, Gewollte und ans Herz Gewachsene. Da hilft kein Klagen, sondern nur das ermutigende Miteinander, das gegenseitig Wertschätzen und das Handeln im Bereich des Machbaren.

Dafür sage ich Ihnen allen, auch im Namen aller Mitverantwortlichen in unseren Gemeinden, ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihr Sein und Mittun, Ihre Mitsorge und Ihr Gebet, Ihr Mitfeiern und all Ihre Mithilfen, Ihr Verständnis und Ihre offenen Augen und Herzen für all die Menschen, die uns derzeit ganz besonders brauchen.

Pfarrer Edgar Briemle, Administrator