Die Heilige Woche – Ostern, Fest der Auferstehung Jesu
Wie schnell geben sich im Leben Ruhm und Schmach die Tür in die Hand! Ein Mensch im öffentlichen Leben – an einem Tag ist er hoch gefeiert, Tage später muss er zurücktreten. Jeder von uns erlebt wohl irgendwann ähnliche Wechselbäder von Glück und Unglück, Erfolg und Misserfolg. Am Palmsonntag haben die Menschen Jesus „Hosanna dem Sohne Davids“ zugerufen, wenige Tage später, am Karfreitag, rufen sie: „Kreuzige ihn!“ In dieser Spannung steht die Heilige Woche, in die wir Christen mit dem Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag eingetreten sind. Aber so gebrochen kann das Leben manchmal sein. So einen Bruch erleben wir alle gerade in dieser Zeit. Vor kurzem war noch alles in Bewegung. Jeder ging seinen Aufgaben nach, sicherlich auch nicht immer ganz einfach und ohne Probleme. Aber was uns jetzt zugemutet wird, ist einfach nur schrecklich für alle.
Eines aber dürfen wir uns sicher sein, das gibt Trost und Kraft: Der Herr will uns durch alle Höhen und Tiefen des Lebens hindurch nahe sein und uns begleiten. Er lässt uns nicht allein. Der Weg, den er ging, ging er für uns, um uns zu befreien und zu retten.
Gründonnerstag
Es wird für uns Priester furchtbar sein, ohne Sie die Eucharistie zu feiern, an dem Abend, an dem wir des Liebesmahles Jesu gedenken, seiner Hingabe für uns. Was Jesus damals mit seinen Jüngern im Abendmahlssaal getan hat, das tun wir im Gedenken an diese damalige Stunde. Aber es ist nicht nur Erinnerung, sondern Gegenwart, es ist Heilshandeln an uns, liebende Hingabe für uns und bleibende Gegenwart des Heils. An Gründonnerstag beginnen wir die drei großen Tage, in denen wir Jesus in seinem Leiden und seinen Tod begleiten hinein ins Leben. Sie finden ihren Höhepunkt in der Feier seiner Auferstehung.
Der Gründonnerstag ist als Auftakt der Tag des Geschenkes, der Eucharistie. Jesus setzt ein Zeichen für Zeit und Ewigkeit, ein Zeichen, das verbindet und in dem er selbst erkannt wird,
weil er seinen Leib und sein Blut, sein ganzes Leben einsetzt. Immer wenn wir die Eucharistie feiern, erinnern wir uns an diesen Abend, an das Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn. Diese seine Lebenshingabe ist Teilhabe der liebenden Nähe Gottes. Die Gemeinschaft der Liebe, die er stiftet, wird immer dann erneuert, wenn Menschen Ja sagen zu Jesus und seine Liebe annehmen. Erst recht, wenn Menschen sich selber schenken aufgrund der Liebe, an der sie teilhaben.
Karfreitag
Eine alte Frau sagte mir einmal als Vikar vor 30 Jahren: „Herr Vikar, vor jedem Haus steht ein Kreuz. Ist es nicht groß, dann ist es klein.“ Damals konnte ich sie nicht verstehen. Heute weiß ich, sie hatte Recht. Kreuze muss man annehmen und auch tragen können. Jesus konnte es. Keine einfache Aufgabe. Das schmerzt und tut weh. Aber wir können es tragen, weil Jesus sein, und damit unser Kreuz bereits getragen hat. Wenn wir an Karfreitag das Kreuz erheben, dann verehren und glorifizieren wir nicht das Leid, sondern wir preisen den, der dieses Kreuz überwunden hat, weil er bis zum Äußersten ging. Nicht für sich selbst, sondern für uns. Damit auch wir bis zum Äußersten gehen können, wenn wir unser eigenes Kreuz tragen. Wir brauchen nicht vor dem Leid zu fliehen, natürlich müssen wir es auch nicht suchen. Aber wir können uns dem Leid stellen und unter dem Kreuz stehen blieben wie Maria und Johannes, weil wir glauben und bekennen: Gott verlässt uns nicht. Auch nicht im Leid. Auch nicht im Tod, weder Jesus damals, noch uns heute.
Osternacht – Auferstehung Jesu
Der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern das Leben. In die Finsternis und Dunkelheit, in Leid und Leiden, in Krankheit und Trauer, in die persönlichen Ängste und Zweifel, in den Würgegriff von Corona und alle anderen Bedrohungen bricht das Licht des Lebens. Es ist die Osternacht. Es zeigt uns, dass Gott uns Menschen nicht in der Finsternis lässt. In diesem Licht strahlt die Botschaft dieser Nacht auf: Jesus Christus hat das Dunkel der Welt und das Dunkel des Todes besiegt. Die Osterkerze, das Symbol des Auferstandenen zeigt uns:
Mit der Auferstehung Christi gibt es auch für uns keine Nacht mehr. In alle Dunkelheiten unseres Lebens strahlt Christus, das Licht.
Gebet zur Segnung der Osterkerze
Diese Kerze, Sinnbild und Zeichen für Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, leuchtet als hoffnungsbringendes und frohmachendes Licht in unserer Kirche. Ihr Licht erhelle unsere dunkle Welt und Zeit. Sie erleuchte die Suchenden und Glaubenden, sie tröstet die Schwachen, Schuldiggewordenen und Kranken, alle Notleidenden, Unfreien, Verfolgten und Entwürdigten, alle die in Ängsten sind, ganz besonders aber auch unsere älter gewordenen, einsamen und sterbenden Schwestern und Brüder. Dieses Licht sei die Freude für unsere Neugeborenen und Liebenden, es sei Führung und Weg unseren Tauf- und Firmbewerbern und den Erstkommunionkindern, Trost den Trauernden und Lebenszeichen den Heimgegangenen. Dieses Licht mache unser aller Leben hell und gut. Dafür sei Christus das Lob jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Ostersonntag
Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! So begrüßen sich im Osten die Menschen am Osterfest. Kein anderer Morgen des Jahres ist so besonders wie der Ostermorgen. An diesem Morgen vollendet sich die Wende von der Nacht zum neuen Tag. Der Aufgang des strahlenden Sonnenlichts ist ein Bild für das Osterwunder, das unser Leben prägen soll. Vor Gott ist keine Nacht unendlich. Der Tod ist nicht das Letzte. Wir glauben an einen Gott, der stärker und mächtiger ist als alles, was uns und unser Leben begrenzt.
Paulus schreibt seinen Freunden in Korinth: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (1Kor 15, 13-14). Die Auferstehung Jesu ist der Grund und die Quelle unseres Glaubens. Damit dieser Glaube in uns lebendig bleibt und die österliche Freude in uns nicht erlischt, feiern wir Jahr für Jahr Ostern.
Das Osterfest fällt auch in diesem Jahr nicht aus. Es wird nur anders gefeiert. Dazu lade ich Sie alle ein, ganz besonders in Ihren Familien zu feiern, miteinander zu beten und Ihre österlichen Familientraditionen zu pflegen. Im Gebet bleiben wir einander verbunden.
Ich wünsche uns, dass so manches Hartgewordene wieder ins Rollen und zum Leben kommt, Eingeschlossenes zum Licht und Befreiendes spürbar erfahren wird. Auferstehung will nicht nur erinnert, sondern alltäglich erlebt und erfahren werden. Wenn uns das gelingt, dann ist Jesu Heilstat nicht nur ein zu erwartendes Ereignis am Ende unserer Zeit, das wir an wenigen Tagen alljährlich feiern, sondern ein wohltuendes und heilsames Erlebnis im Hier und Heute.
Von Herzen grüße ich Sie mit der Bitte um Gottes reichen Segen und Geleit für Ihren Weg durch diese so schwere Zeit und danke für alles Gewirkte und Gelebte, für Zeugnis und Liebestat.
Pfarrer Edgar Briemle, Administrator